Die Beschlussvorlage zum Thema "Machbarkeitsstudie soziale Infrastruktur" war der wohl am heißesten diskutierte Tagesordnungspunkt der letzten Stadtverordnetenversammlung. Die Beschlussvorlage wurde von den Fraktionen „Herzberg Zählt“ und „Die Linke“ eingereicht und beinhaltete Absichtserklärungen zum Erhalt der Kita „Spatzennest“, den einstweiligen Erhalt der Kita „Flax und Krümel“ sowie der Bau eines Hortgebäudes am Standort der Elsterlandgrundschule. Diese drei Punkte fanden in unserer Fraktionssitzung vom 13.04.2016 auch meine Unterstützung. Der Punkt, dass wir als Stadt das Haus 2 des bald leerstehenden Gymnasiums am Mühlgraben am besten im Tauschgeschäft mit dem Grundstück der Kita „Märchenland“ vom Kreis erwerben und als Ersatzstandort für das Märchenland umbauen, fand meine Unterstützung nicht, jedoch die von Ulf und Frank. Die Beschlussvorlage wurde aufgrund der in unserer Fraktion herrschenden Mehrheit von 2 zu 1 dann letztlich aber durch unsere Fraktion eingereicht. Mich wundert es noch immer, dass die aktuell vorgelegten Zahlen davon ausgehen, dass die Sanierung des Hauses 2 nur die Hälfte der Aufhübschung des Hauses 1 kosten soll. Bei der Entscheidung zum Umzug des Gymnasiums wiesen die vom Kreis genannten Sanierungskosten noch geringe Vorteile für das Haus 1 aus. Weiterhin wundert es mich, dass die Studie des Planungsbüros Arcon bei "Flax und Krümel" das verschachtelte Grundstück als Minuspunkt ausweist, beim Haus 2 soll es durch die Mitnutzung eines Teiles des Busbahnhofes jedoch „die“ Lösung sein, um den kleinen Schulhof zu erweitern.
In der Stadtverordnetenversammlung wurde nach langer Diskussion und einem Standortwechsel ablehnenden Redebeitrag von Dr. Hamann, Geschäftsführer der INTAWO, welche der Träger der Kita „Märchenland“ sind, letztlich der Passus Tausch Märchenland gegen Haus 2 aus dem Beschluss gestrichen. Nun soll das Haus 2 nur noch erworben und umgebaut werden.
Aus meiner Sicht besitzt lediglich das Haus 1 städtebauliche Relevanz für unsere Stadt. Dort hätte man, wenn auch mit großem Aufwand, ideenreicher Vorstellungskraft und einer gehörigen Portion Herzberger Willen den Verlust des Gymnasiums durch einen möglichen Kitastandort ein wenig kompensieren können. Das Haus 2 dagegen ist durch seine Randlage und den abgeschirmten Schulhof städtebaulich völlig belanglos.
Ich gehe nun davon aus, dass der Kreis anders noch als bei dem doch sehr deutlichen Votum der Stadtverordneten für den Erhalt des innerstädtischen Gymnasiums die knappe Entscheidung von einer Stimme zugunsten des Hauses 2 nun als Handlungsempfehlung ansehen wird. Wir haben damit eine Chance verpasst, im Stadtzentrum ein deutliches Zeichen zu setzen, dass Kinder in dieser Stadt willkommen sind. Das Haus 1 wird nun zu einem weiteren (bald wieder leerstehenden?) Verwaltungsstandort umgebaut werden, sofern man den bisher noch unverbindlich getätigten Aussagen der Kreisverwaltung Glauben schenken darf.
Auch wenn das Abstimmungsergebnis nicht meinen Vorstellungen entspricht, ist es doch ein positives Signal an die Herzberger, dass wir Stadtverordneten die künftige Aufstellung der Herzberger Kita- und Hortlandschaft endlich anpacken und dass Mehrheiten jenseits von Fraktionsgrenzen möglich sind. Ich möchte an alle appellieren, Gesprächsbereitschaft zukünftig nicht mehr von der Nase des jeweiligen Gegenübers abhängig zu machen. Bei allem möglicherweise auch berechtigtem Groll gegeneinander, sitzen wir doch letztlich alle im selben Boot. HERZBERG ZÄHLT!
Christian Voigt
02.05.2016