Am 5. Oktober präsentierte das Brandenburger Innenministerium den Entwurf zur Einteilung der neuen Landkreise nach einer entsprechenden Kreisgebietsreform. Land auf, Land ab, aber vor allem im Süden von Brandenburg mit großer Enttäuschung und Ernüchterung aufgenommen. Ein als Lausitzkreis benannter neuer Bezirk Cottbus soll es zukünftig richten, ein abgekoppelter Megakreis zwischen dem Speckgürtel und Sachsen mit etwa 377000 prognostizierten Einwohnern im Jahr 2030. Ein Anschluss an den Speckgürtel für die peripheren Ecken Brandenburgs, der seit Monaten durch die Landesregierung schmackhaft gemacht wurde, im Süden unseres Bundeslandes Fehlanzeige. Aber vielleicht war das auch nur eine von den Beruhigungspillen, die unter Brandenburgs Landvolk gestreut wurden, um nicht in dessen Gegenwind zu geraten.
Der angestrebte Monsterkreis wird etwa eine Breite von 140 km haben, wenn man eine der vorhandenen nicht allzu vorteilhaften Ost-West-Verbindungen auf der Straße zwischen Löhsten und Bad Muskau nehmen muss. Ein Vorteil gegenüber einem etwa 100km "langen" Kreis von Nord nach Süd (Entfernung Löhsten/Großbeeren), im weitesten Sinne entlang der B101, der einen Zugang berlinferner Regionen zum Speckgürtel ermöglichen würde, erschließt sich mir nicht. Dem vorgestellten Konzept zur Kreisneugliederung liegen in seiner Gesamtheit augenscheinlich weder historische noch infrastrukturelle Verbindungen zugrunde. Wer wie Innenminister Görke behauptet, dass Elbe-Elster als Ganzes in den Lausitzkreis gehöre, denkt wahrscheinlich auch, dass Wittenberg ein Teil vom Eichsfeld sei. Dabei zeigt schon ein einfacher Blick auf die Landkarte, dass Herzberg und das Umland mit Schönewalde und Schlieben entlang der B101 sowie mit der bestehenden Bahnlinie eher vorteilhaft mit dem Norden verbunden werden könnten. Nach (einem noch nicht) verlorenen Kampf um den Kreissitz, wäre eine Kreisstadt Luckenwalde für diejenigen, die nicht mit der staatlich begrenzten Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern Alleebäumen, Rehen oder Wölfen ausweichen wollen, sogar mit der Bahn gut erreichbar. "Quer" gedacht wäre für uns Herzberger auch eine Anbindung über die B87 an den Landkreis Dahme-Spree im Rahmen des infrastrukturell Erträglichen. Solche Gedankenspiele sind unbequem und fallen den Verantwortlichen noch schwerer, da aktuelle Beschlusslagen es verhindern, dass Kommunen eines Landkreises getrennte Wege gehen dürfen. Dies sollte aber, wenn eine Kreisneugliederung zukünftig das Nonplusultra für Bürgernähe sein sollte, kein Tabu sein. Denn straßen- und eisenbahntechnisch binden der östliche und südöstliche Teil von Elbe-Elster selbstverständlich besser an die Lausitz an. Ein Festhalten an alten Kreisgrenzen wäre deshalb aus meiner Sicht starrsinniger Unsinn, der einer Akzeptanz für eine Kreisneugliederung ebenso im Weg stehen würde wie der fehlende Glaube, dass durch Kreiszusammenlegung Verwaltungsarbeit in Brandenburgischer Summe zukünftig effektiver stattfinden würde. Blicke nach Sachsen oder nach Mecklenburg-Vorpommern sollten solche Träumereien schnell beenden. Aber vielleicht sind wir Brandenburger ja schlauer als alle anderen. Vielleicht ist auch die Landesregierung schlauer als die zahlreichen Bedenkenträger. Fakt ist aber eines: Eine Kreisreform gegen die Bevölkerung durchzusetzen, ohne dabei auf Ideen, Sorgen und Wünsche einzugehen, wird die ohnehin stark verbreitete Politik(er)verdrossenheit weiter erhöhen.
Ich persönlich würde am Ende die Wette gerne verlieren, dass alles genauso kommt, wie es uns am 05. Oktober präsentiert wurde. Wetten, dass alles längst beschlossene Sache ist?